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Hochtour Finsteraarhorn

Bastian und Klaus bezwingen das Finteraarhorn! Von Orientierung im dichten Nebel bis zu strahlendem Sonnenschein auf dem Gipfel war alles dabei! Und natürlich ein weiterer 4000er auf Bastians Liste...

Es gibt Berge, die kann man bei guten Verhältnissen im „Vorbeigehen“ mitnehmen. Das Finsteraarhorn gehört sicher nicht zu dieser Kategorie! Davon konnte ich mich zusammen mit Klaus vom 16.-19. August 2007 selbst überzeugen. Die Tour war schon länger geplant und eigentlich wollten wir auch zu dritt losziehen, doch Kniebeschwerden stoppten unseren 3. Seilpartner. Also machten wir uns am Donnerstag gegen 16.00 Uhr von Stuttgart aus auf den Weg ins Berner Oberland. Ziel war der Oberaarsee (2300m), der oberste Stausee, der vom Grimselpass über eine mit einer Ampel geschaltete, schmale Strasse zu erreichen ist. Die Passhöhe erreichten wir im dichten Nebel kombiniert mit feinem Sprühregen gegen 20.20 Uhr. Dann mussten wir 40 min. warten, da die Ampel nur ein mal in der Stunde für 10 min. auf grün umschaltet. Am Stausee wurden wir positiv überrascht: wir fanden einen großen (gebührenfreien) Parkplatz mit geöffneten Toilettenhäuschen vor. Klaus hatte Linseneintopf vorbereitet, den wir auf dem Kocher warm machten und uns dazu ein Bierchen gönnten. Danach machten wir es uns im unteren Teil meines Viano gemütlich.

Leider zeigte sich jedoch eine Differenz von ca. 80 Hm zwischen Karte und Höhenmesser, der später auf der Hütte aber wieder sehr gut stimmte! Wir stiegen also weiter über den sehr flachen Gletscher entlang und tranken immer wieder aus den Gletscherbächen. Den Rand des Gletschers konnte man einigermaßen erkennen, es war jedoch nicht daran zu denken die Hütte zu sehen, da sich diese etwa 100 Hm oberhalb des Gletschers im Fels befindet. So schleppten wir uns weiter bergan, mittlerweile waren wir bereits 9 std. gelaufen. Immer wieder sahen wir auf die Karte und suchten nach Anhaltspunkten. Schließlich blieben wir einen Moment stehen um zu rasten und hatten zum zweiten Mal an diesem Tag Glück. Wieder riss die Wolkendecke für einen Moment auf und siehe da, wir standen praktisch mitten auf dem Gletscher unterhalb der Hütte. Schnurstracks nahmen wir Kurs auf den Gletscherrand und fanden dort den markierten Steig durch den Fels. Um 18.00 Uhr erreichten wir die Hütte und in genau diesem Moment lichteten sich die Wolken und etwa eine halbe Stunde später konnte man bei bestem Wetter auf der Terrasse der Hütte das Panorama genießen. Überhaupt ist die neue Finsteraarhornhütte ein Traum. Sehr nette Hüttenleute, sehr gutes und reichhaltiges Essen, einwandfreie sanitärer Anlagen und zur Krönung 1m breite Einzelbetten mit Daunendecken! Da lässt es sich aushalten.

Am nächsten Morgen hatte sich das Bild etwas gebessert. Man konnte bis ans Ende des Sees sehen, doch die Wolkendecke begann ca. 100 m über uns. Da jedoch gutes Wetter im weiteren Tagesverlauf angesagt war, brachen wir pünktlich um 8.00 Uhr auf und erreichten nach 45 min. den Beginn des Gletschers direkt am Seeufer. Vor uns machten sich noch 2 Schweizer mit dem gleichen Tagesziel, der Finsteraarhornhütte (3048m), bereit. Am Seil und mit Steigeisen ging es in den Gletscher in Richtung Oberaarjoch. Zunächst hellte es mehr und mehr auf, doch nach 2 Std. standen wir wieder im dichten Nebel und hatten kaum Anhaltspunkte zur Orientierung. Einzig die Spur der beiden Vorgänger war immer wieder zu erkennen und so folgten wir ihr in gutem Vertrauen, und erreichten schließlich das Joch. Von dort aus steigt man ca. 500 Hm hinab ins Rotloch, ehe es über den Fieschergletscher flach bergauf geht. Das Rotloch selbst ist ein mehrere hundert Meter breites Gletscherbecken, das bei schlechter Sicht kaum Anhaltspunkte zur Orientierung gibt, wie wir leidvoll erfahren mussten. Früh im Abstieg kam uns eine Gruppe mit ca. 30 Bergsteigern entgegen, die alle von der Finsteraarhornhütte kamen. Also folgten wir der zunächst gut erkennbaren Spur. Nach einiger Zeit wurde das jedoch immer schwieriger, da wir uns größten Teils im Eis bewegten und die Steigeisenspuren nur noch schwer auszumachen waren. Schließlich verloren wir die Spur ganz. Bei einer Sichtweite von mittlerweile deutlich unter 50 m stießen wir auf eine Felsnase im Gletscherbereich und waren uns sicher den Fieschergletscher erreicht zu haben, da auch der Höhenmesser zu den Angaben der Karte zu passen schien. Also bewegten wir uns in nördlicher Richtung hinauf und versuchten Blickkontakt zur Felskante zu halten. Doch bald wurde das Gelände sehr unwegsam, wir befanden uns mehr im Gletscherbruch und mussten gewaltige Spalten und Steilaufschwünge meistern oder umgehen. Nach fast einer Stunde mühevollen Aufstiegs besserte sich für wenige Minuten die Sicht und wir stellten schnell fest, dass wir den Fieschergletscher noch nicht erreicht hatten, sonder zu früh in den Gletscherbruch des Rotlochs eingebogen waren. Wir versuchten uns noch nach unten hin zu orientieren doch die Sonne war bereits wieder verschwunden und wir sahen wieder grau in grau. Also bahnten wir uns einen Weg hinab und liefen weiter nach Osten, bis wir vor uns einen Felsgrat erahnen konnten. Nach ausführlichem Studium der Karte und mehrmaligem Abgleich mit dem Höhenmesser waren wir uns sicher den Fieschergletscher bereits gequert zu haben. Also stiegen wir in nordöstlicher Richtung auf doch auch hier passte bald das Gelände nicht mehr zur Karte. So langsam machte sich etwas Verzweiflung breit. Wir hatten nichts mehr zu Trinken (Klaus hatte eine leere Flasche eingepackt und mein Liter Tee war bereits aufgebraucht) und die Orientierung war fast ganz verloren gegangen. Es gab aber auch nicht den Hauch eines Anhaltspunktes... Schließlich stiegen wir noch weiter ab und dann auf einmal erkannte man den von Norden kommenden Fieschergletscher.

Morgendämmerung am Finsteraarhorn

Unser Plan war eigentlich das Großgrünhorn, die Fiescherhörner und das Finsteraarhorn zu machen und schließlich erst am Dienstag abzusteigen. Doch der Wetterbericht war mittlerweile nicht mehr besonders gut, einzig für Samstag war noch gutes Wetter gemeldet und so beschlossen wir das Finsteraarhorn als ersten Gipfel in Angriff zu nehmen. Um 4.00 Uhr standen wir auf, bereiteten gleich alles für den Abmarsch vor. Um 4.30 Uhr gab es Frühstück und um 5.00 nahmen wir die ersten Höhenmeter durch Fels und Geröll direkt hinter der Hütte in Angriff. Nach etwa einer halben Stunde erreichten wir den Gletscher und seilten uns an. Man konnte schon hier auf die Stirnlampe verzichten und bald setzte die Morgendämmerung und der Sonnenaufgang ein. Im Gletscher steigt man zunächst immer stetig bergan, ehe man auf ca. 3600m den Frühstücksplatz erreicht und für einige Meter im Fels läuft und einen Grat überquert. Dann geht es weiter über Gletschergelände hinauf auf gut 4000m in den Hügisattel, wo der Gipfelgrat beginnt. Der Grat war erstaunlich stark eingeschneit, doch war das Gehen und Klettern kein Problem. Die Schwierigkeit im Fels übersteigt den 2. Grat nicht und Sicherungen sind für geübte Kletterer nicht notwendig. Bei Bedarf kann aber mittels Bandschlingen fast überall über Felsschuppen gesichert werden. Einzig die Temperaturen machten uns etwas zu schaffen und es war nicht einfach die Hände warm zu halten.

Um 10 Uhr erreichten wir als letzte Seilschaft des Tages (vor uns 7 andere Bergsteiger) den Gipfel bei bestem Wetter. Das Panorama war beeindruckend und man konnte etliche 4000er sehen. Natürlich die hohen Gipfel des Berner Oberlandes (mit Eiger, Mönch und Jungfrau) aber auch der Mont Blanc und viele Gipfel des Wallis waren deutlich auszumachen. Wir machten noch ein paar Bilder, aßen eine Tafel Schokolade und machten uns wieder an den Abstieg, der ebenfalls problemlos zu gehen war. Ab dem Hügisattel hatte es die Sonne endgültig über den Gipfel geschafft und so wurde es immer wärmer. Um ca. 13.00 Uhr erreichten wir die Hütte und gönnten uns zunächst ein leckeres Rösti mit einem Radler auf der Terrasse. Danach legten wir uns für ein Stündchen aufs Ohr und verbrachten den Rest des Nachmittags wieder auf der traumhaft gelegenen Terrasse. Gespannt warteten wir abends auf den neuen Wetterbericht. Doch der war nicht sonderlich erbaulich. Gemischtes Wetter am Sonntag mit Gewittern am Nachmittag und eine weiterer Wetterverschlechterung ab Montag. Also entschlossen wir uns schweren Herzens dazu am nächsten Tag abzusteigen.

Gipfelgrat mit Tiefblick

Wir frühstückten erst um 7.00 Uhr und brachen eine Std. später auf. Das Wetter war in der Tat sehr wechselhaft. Größtenteils war es wieder sehr wolkig, hin und wieder blickte aber auch die Sonne durch und gab noch einmal den Blick auf die umliegenden Gipfel frei. Auch im Rotloch konnte man sich zunächst gut orientieren und so fanden wir auch bei immer schlechter werdender Sicht problemlos ins Oberaarjoch. Dort begann es während der Pause zu graupeln und wir machten uns kurz darauf wieder auf den Weg.

Der Abstieg war problemlos zu gehen. Einfach in Falllinie den Gletscher hinunter, einzig auf die zahlreichen (offenen) Spalten galt es zu achten. Während ich gemütlich dahin schlenderte hatte Klaus bei jedem Schritt ein schmerzverzerrtes Gesicht. Der arme Kerl hatte sich in den letzten beiden Tagen überall an den Füßen Blasen gelaufen, die mittlerweile teils offen waren und so humpelte er mehr zu Tal als dass er lief. Schließlich erreichten wir aber den Oberaarsee und ich drückte noch einmal sachte aufs Tempo um die nächste Grünphase um 14.30 Uhr zu erwischen. Als wir am Auto ankamen, begann es auch wieder leicht zu regnen und wir waren froh die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Insgesamt war es eine Supertour mit einem tollen Gipfel, den man sich aber schon allein wegen des jeweils 8 stündigen Hüttenzu- bzw. Abstiegs hart erarbeiten muss. Einen Teil ihrer Schönheit bezieht die Finsteraarhornhütte eben auch aus ihrer mühevollen Erreichbarkeit, was auch den Kreis der Hüttenbesucher etwas einschränkt.

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Datum:
16.08.2007 bis 19.08.2007

Location:
Berner Oberland, Schweiz

Gipfel:
Finsteraarhorn (4274m)

Hütte:
Finsteraarhornhütte (3048m)

Gebirgsgruppe:
Berninagruppe

Land:
Schweiz

Kategorien:
Bergtouren , Hochtouren

Tags:
Hochtour , Berner Alpen

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