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Hochtourenwoche im Wallis

Bastian und Klaus bezwingen das Finteraarhorn! Von Orientierung im dichten Nebel bis zu strahlendem Sonnenschein auf dem Gipfel war alles dabei! Und natürlich ein weiterer 4000er auf Bastians Liste...

Zur nachfolgenden Tour hatten sich ursprünglich Martin, Sebastian und ich angemeldet, doch leider durchkreuzten berufliche Prioritäten unsere gemeinsamen Pläne und so nahm ich als Einziger die Hochtourenwoche mit dem DAV in Angriff.

Für den Sommer 2006 versprach das Tourenprogramm der Sektion Memmingen einen besonderen alpinen Leckerbissen, eine Hochtourenwoche im Schweizer Wallis. Geplant war zunächst eine anspruchsvolle Eingehtour auf das Doldenhorn (3643 m) im Berner Oberland. Nach einem ersten Ruhetag sollte das Nadelhorn (4327 m) folgen und den krönenden Abschluss sollte nach einem weiteren Ruhetag der Dom (4545 m) bilden. Doch es kam alles ein bisschen anders...

Traumhafter Ausblick in die Walliser Berge

Ursprünglich hatten 39 Bergsteiger reserviert, doch außer uns ließ sich an diesem Tag keiner hinter dem Ofen hervor locken und so blieben wir die einzigen Gäste. Der Hüttenwirt danke es uns und verwöhnte uns zum Abendessen mit einem sehr leckeren Käsefondue.
Am nächsten Morgen ließen wir es etwas ruhiger angehen, stiegen gemütlich ins Tal ab und beschlossen wenigstens noch hinauf zum Öscheniensee zu wandern, einem der meist fotografierten Seen der Schweiz. Gegen Nachmittag waren wir zurück bei den Autos und fuhren weiter ins Wallis, wo wir unsere Quartiere bezogen. Glücklicherweise fanden auch die planmäßigen Camper noch ein festes Dach über dem Kopf. In Randa trafen wir auch auf einen weiteren Tourenführer, der eine erste erfreuliche Nachricht zu vermelden hatte. Für Montag war eine Wetterbesserung in Sicht und für Dienstag war sogar ein guter Tag gemeldet. Da ein Erfolg am Nadelhorn aufgrund der noch unbekannten Schneesituation jedoch mehr als fraglich war, entschlossen wir uns kurzerhand das Allalinhorn (4027 m) von Saas Fee aus über die Britanniahütte zu versuchen. Auf den Ruhetag konnten wir nach den beiden „Spaziergängen“ der Vortage ja gut verzichten.

Und so machten wir uns am Montag bei tatsächlich brauchbarem Wetter auf den Weg ins Saaser Tal um von Saas Fee in Richtung Hütte aufzusteigen. Unterwegs bot sich die Gelegenheit einen Steinbock aus etwa 15 m Entfernung zu bestaunen, der sich auch durch uns in keinster Weise aus der Ruhe bringen ließ. Am späten Nachmittag erreichten wir schließlich die Hütte und hatten in der Abendsonne noch das Glück den Gipfel des Allalinhorns und die umliegenden Berge in sehr interessanten Stimmungen fotografieren zu können.

Am Dienstag wurden wir dann lange vor Sonneaufgang aus den Federn geholt und begannen nach einem stärkenden Frühstück den Aufstieg in Richtung Allalinhorn. Nach etwa einer halben Stunde erreichten wir den Gletscher und teilten die Seilschaften ein. Weiter ging es hinauf über die Schneefelder und bei einem fantastischen Sonnenaufgang wurde schnell klar, dass es tatsächlich ein sehr schöner Tag werden würde.

Als wir uns am Samstag in MM zur Abfahrt trafen, waren die Wetteraussichten für die kommenden Tage alles andere als vielversprechend. Trotzdem beschlossen wir aufzubrechen und das Programm gegebenenfalls vor Ort den Verhältnissen anzupassen. Während der Fahrt begann es dann auch in Strömen zu Regnen und die Hoffnung auf erfolgreiche Gipfelerlebnisse schwand bei einigen von uns zunehmend. In Kandersteg angekommen, verkrochen wir uns unter dem Vordach des Touristenbüros und beratschlagten das weitere Vorgehen.

Schließlich entschlossen wir uns trotz Regens auf die Doldenhornhütte aufzusteigen, mit dem Wissen im Gepäck, dass eine Gipfelbesteigung am folgenden Tag keine Aussicht auf Erfolg hatte und so ließen wir gleich die Eisausrüstung im Auto zurück. Während des sehr schönen Aufstiegs über einen kleinen Pfad durch den Bergwald ließ der Regen zunehmend nach und so erreichten wir die Hütte nahezu trocken.

Wir stiegen weiter auf und erreichten schließlich die Schlüsselstelle der Tour wenige Höhenmeter unter dem Gipfel. Dort musste zunächst in einer steilen Passage mit kombiniertem Fels- und Schneegelände ein Fixseil verlegt werden ehe es die letzten Meter über einen flachen Rücken hinauf zum Gipfel ging. Und so erreichten wir den ersten 4000er-Gipfel der Tourenwoche bei herrlichstem Wetter und bester Fernsicht auf die umliegenden Bergriesen und waren zufrieden, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. 

Den Abstieg nahmen wir über eine andere Route in Angriff, hinab zur auf ca. 3500 m hoch gelegenen Gipfelstation der Metro-Allalinbahn. Von der Bahn aus ist der Gipfel relativ unschwierig aber dennoch über einen spaltenhaltigen Gletscher in etwa 2 Stunden zu erreichen und wurden wir Zeugen einiger „abenteuerlicher Expeditionen“. So kamen uns beispielsweise zwei ältere Damen in Bundhosen, normalen Bergschuhen und ohne jede Eisausrüstung (von einem Seil ganz zu schweigen) entgegen. Ein weiteres Highlight aus der Rubrik „so besser nicht“ präsentierte uns ein Familienvater im unteren Bereich der Tour. Er wollte uns in der Spur passieren lassen und tat dies, indem er auf sich auf eine Schneebrücke über eine große Spalte stellte und dann zuerst seinen Sohn und schließlich noch die Mutter zu sich auf die Brücke holte um Platz zu machen. Sie gingen zwar am Seil, doch welchen Zweck das selbe in der Situation erfüllen sollte, wird wohl für immer sein Geheimnis bleiben. Wir jedenfalls erreichten kurz darauf die Bahn und dank Gerhards Verhandlungsgeschick schwebten wir vergleichsweise preiswert ins Tal zurück.

Mit dem ersten Gipfelerfolg im Gepäck kehrten wir nach Randa zurück und stellten uns am Mittwoch auf den ersten Ruhetag ein. Doch es sollte erneut zu einer kurzfristigen Planänderung kommen. Für den Mittwoch, der trüb begonnen hatte, meldete der Wetterbericht Besserung im Lauf des Nachmittags und für Donnerstag war die Vorhersage weder besonders gut noch schlecht. Erst ab Freitag sollte es wieder deutlich bescheidener werden. Wir diskutieren verschiedene Möglichkeiten und entschieden uns letztlich im Lauf des Vormittags für folgende Variante: wir wollten auf den Ruhetag verzichten und noch am Nachmittag auf die Hochsasshütte aufsteigen. Bei brauchbaren Verhältnissen wollten wir am Donnerstag die Weissmies (4023 m) versuchen oder anderenfalls zurück ins Tal absteigen. Tatsächlich stiegen wir bei relativ gutem Wetter noch auf die Hütte auf, doch im Laufe des Abends zog es mehr und mehr zu und wir wussten nicht so recht, was der folgende Tag bringen würde.
Auch am Morgen hatte sich das Bild kaum gewandelt und wir beschlossen etwas später aufzubrechen, es aber dennoch zu versuchen. Und so stiegen wir Meter um Meter bergauf und näherten uns dem Gipfel. Schließlich erreichten wir tatsächlich den höchsten Punkt und genau in diesem Moment riss die Wolkendecke vereinzelt auf und die Sonne kam hervor. Zwar hatten wir nicht die gleiche Aussicht wie einige Tage zuvor, doch stabilisierte sich das Wetter zunehmend und wir begannen mit dem Abstieg. Für den letzten Teil von der Mittelstation der Bahn hinunter nach Saas Grund hatten sich ein paar von uns am Tag zu vor schon eine Anregung geholt. Es bestand die Möglichkeit die letzten 900 Hm mit einem abenteuerlichen Gefährt zu bewältigen. Hierbei handelte es sich um Tretroller, ausgestattet mit etwa 15 cm breiten Luftreifen, sowie 2 Scheibenbremsen, so genannte Monster-Trottis. Wir zögerten nicht lange, liehen 5 dieser Downhill-Geräte aus und schossen in rasanter Fahrt über Stock und Stein die Serpentinenstrecke ins Tal hinunter. Ungerührt, dafür aber gut durchgeschüttelt trafen wir in Saas Grund auf den Rest der Gruppe und kehrten noch auf ein gemütliches Bier ein.

Leider hatte sich die Wetterprognose für die verbleibenden Tage nicht wirklich geändert und so beschlossen wir schweren Herzens die Tourenwoche zu beenden und die Heimreise anzutreten.

Alle? Nein, nicht alle! Zwei Unbeugsame beschlossen noch auszuharren um bei vielleicht doch guten Bedingungen eventuell noch einen weiteren Gipfel zu versuchen. Und sie sollten tatsächlich belohnt werden. Am Freitag besserte sich das Wetter im Tagesverlauf immer weiter und so brachen wir die Aktivitäten im Klettergarten ab, erkundigten uns nach der Prognose für Samstag und stiegen erst nach Mittag in Richtung Domhütte auf. Dort wurden wir vom sehr netten Wirtsehepaar herzlich empfangen und abends mit einem sagenhaften und mehr als reichhaltigen Essen verwöhnt. Mit einem Augenzwinkern sage die Wirtin, sie würde uns um 3 Uhr morgens wecken. Sie erklärte, das würde sie zu jedem sagen, in Wahrheit würde sie aber deutlich vor 3 Uhr wecken. Und so wurden wir tatsächlich um 2.30 Uhr aus den Federn gescheucht und marschierten bereits wenig später in Richtung Dom. Zunächst ging es durch die Schuttmoräne hinauf, später am Rand des Gletschers entlang und schließlich über eine Felspassage zum Festijoch (3723 m). Hier mussten wir uns für die weitere Route entscheiden. Entweder über den Festigrat oder doch durch den Gletscher. Die zweite Möglichkeit verwarfen wir nach wenigen Metern. Zwar war eine Spur zu erkennen, doch war sie so verweht, dass das wir bei jedem Schritt knietief einsanken. Wir entschieden uns also für den Grat, achteten jedoch bei jedem Meter darauf, dass notfalls ein Rückzug über den gleichen Weg möglich gewesen wäre. So gut die Schneeverhältnisse waren, so schlecht wurde das Wetter. Es kam immer stärkerer Wind auf und die Wolken hatten den Gipfel mittlerweile fest im Griff. Da der Grat jedoch gut zu gehen war, entschlossen wir uns es weiter zu versuchen. So stiegen wir Meter um Meter und der Höhenmesser näherte sich der 4500m-Marke.

Und plötzlich tauchte im grau der Wolken ein kleines Kreuz auf und wir standen unvermittelt auf dem Gipfel des Doms. Da das Wetter wenig einladend war, machten wir kurz ein paar Fotos und begannen unverzüglich mit dem Abstieg. Im oberen Bereich war auch die Spur über den Gletscher auszumachen, sodass wir uns für diesen Weg entschieden, um Zeit zu gewinnen.

Bastian auf dem Gipfel des Dom

Doch schon bald war von der Spur nichts mehr zu sehen und wir waren auf uns gestellt. Glücklicherweise hatten wir uns den Abstieg auf Bildern und der Karte angesehen und so wussten wir ungefähr, wie wir den gefährlichen Gletscherbruch im unteren Teil umgehen konnten. Trotz des tiefen Schnees und der nach wie vor geringen Sicht, kamen wir zügig voran und schließlich erreichten wir die Wolkengrenze etwa auf Höhe des Festijochs. Von dort war es unschwierig auf dem bekannten Weg zur Hütte. Hier stärkten wir uns noch mit einem Rösti und nahmen die letzten 1500 Hm des Abstiegs in Angriff. Und schließlich erreichten wir nach gut 13 Stunden Gehzeit dafür aber umso zufriedener unser Auto in Randar. Schließlich hatten wir einen weiteren 4000er (den höchsten ganz in der Schweiz gelegenen Berg) verbuchen können und das, wie sich später heraus stellte, als einzige Seilschaft an diesem Samstag.

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Datum:
12.08.2006 bis 20.08.2006

Location:
Wallis, Schweiz

Gipfel:
Festijoch (3723m) , Dom (4545m) , Weissmies (4023m) , Allalinhorn (4027m)

Gebirgsgruppe:
Walliser Alpen

Land:
Deutschland , Schweiz

Kategorien:
Bergtouren , Hochtouren

Tags:
Wochentour , Hochtour , Wallis

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