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Kanutour Schweden '06

Eine Woche Kanutour in Schweden mit allem was dazu gehört: Paddeln, Fischen, Lagerfeuer,...

Planung der Kanutour...

Schon seit einiger Zeit hatte Martin immer wieder eine neue Urlaubsidee ins Gespräch gebracht. Über Internet und Outdoor-Magazine war er auf eine Kanutour im skandinavischen Raum gekommen. Anfang Juni konkretisierte sich dann seine Jobsuche und plötzlich bot sich noch die Möglichkeit kurzfristig eine Woche etwas zusammen zu unternehmen. Wir überlegten verschiedene Aktivitäten und kamen schnell auf die Kanugeschichte zurück, die uns beide sehr reizte. Wir vertieften unsere Recherche und begannen einen konkreten Plan zu schmieden.

Am liebsten wären wir gleich zu einer Tour durch die einsamen Wälder Nordfinnlands aufgebrochen, doch einerseits war der Transfer dorthin nicht auf die Schnelle zu organisieren und auf der anderen Seite hatten wir so etwas noch nie zuvor gemacht und beschlossen daher uns nicht gleich der totalen Einsamkeit auszusetzen. Bald stellte sich heraus, dass man speziell in Schweden nahezu überall ein Kanu und Ausrüstung leihen kann und im Vergleich zu Deutschland ist die Bevölkerungsdichte in diesem Land sehr gering.

Unsere Wahl viel schnell auf die Provinz Västmanland und Gegend um Hälleforsetwa 250 km westlich von Stockholm. Diese Region schien mit der schwedischen Eisenbahn von Stockholm aus gut erreichbar, war vergleichsweise dünn besiedelt und wir konnten bei einem jungen Deutschen ein Kanu leihen und uns Tipps geben lassen.

Mit Freunden in die Wildnis...

Wir fragten noch in unserem Freundeskreis herum und tatsächlich fanden wir mit Flo noch einen weiteren Unternehmungslustigen. Wir zögerten also nicht mehr lange, buchten sehr günstige Flüge sowie das Kanu, suchten uns eine Zug- und Busverbindung in Schwedenund machten uns am Samstag, den 24. Juni auf den Weg.

Von Frankfurt/Hahn ging es nach Stockholm Skavska, von dort mit dem Bus nach Stockholm Zentrum, weiter mit der Bahn nach Örebro und schließlich nochmals mit dem Bus nach Hällefors. Als wir nach x stündiger Reise dort ankamen, war zunächst einmal Eile geboten. Schließlich war in Deutschland Fußball Weltmeisterschaft und wir spielten genau an diesem Tag im Achtelfinale gegen Schweden.

Vom Busfahrer bekamen wir noch den Halbzeitstand (2:0 für Deutschland) gesagt und machten uns auf die Suche nach einem öffentlichen Fernseher. Und tatsächlich verwies man uns schnell an ein großes Gut mit einem riesigen Garten, wo in einem Zelt das Spiel auf Großleinwand gezeigt wurde. Als wir dort pünktlich zur zweiten Hälfte mit unserer Deutschlandflagge einliefen, machten wir uns natürlich nur wenige Freunde.

Das Kanucamp

Abendstimmung in Bergslagsgarden

Kanuverleih Bergslagsgarden...

Nach dem Spiel warteten wir dann am Bahnhof auf unseren Kanuverleiher, der uns gegen 18.00 abholte und die letzen 20 km nach Bergslagsgarden zum Ausgangspunkt der Tour brachte. Dabei handelte es sich um ein sehr einsam gelegenes Gut mit mehreren Häusern direkt an einem See, das als Jugendfreizeitcamp dient. Wir schlugen unser Zelt auf einer Wiese auf und grillten abends noch gemeinsam und besprachen letzte Details und unsere Route. Am nächsten Morgen genossen wir zunächst ein ausgiebiges Frühstück und packten danach unsere Ausrüstung in wasserdichten Tonnen zusammen und luden ein Kanu auf. Wir fuhren mit dem Auto noch einmal ca. eine halbe Stunde durch die Wälder und dann konnte es endlich losgehen.

Unser Equipment für eine Woche Outdoor

Mit dem Kanu in die Wildnis...

Wir verstauten alles im Boot, verabschiedeten uns und legten ab. Zunächst wurde es eine recht wackelige Angelegenheit, doch bald gewöhnten wir uns an das Kanuund paddelten den Fluss hinab. Nach einer Weile rasteten wir das erste mal am Ufer und packten die mitgebrachte Angel aus. Zunächst allerdings ohne Erfolg. Wir fuhren noch eine Zeit lang weiter, genossen die Ruhe und beschlossen am Nachmittag unser erstes Lager aufzuschlagen. Am Ufer mit einer kleinen Sandbucht gab es eine kleine, nach einer Seite offene Holzhütte, zwei Bänke und eine Feuerstelle sowie Feuerholz.

Zelt, Lagerfeuer, Angeln,...

Diese Camps waren auch auf der Karte eingezeichnet und dienten als Anlaufstelle für Kanufahrer. Wir erweiterten das Camp noch mit einer Plane und machten ein Feuer. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Angeln, Baden und dem Zubereiten von Banok, unserem Grundnahrungsmittel der kommenden Woche. Dazu hatten wir Mehl und Backpulver mitgebracht, das man mit Wasser zu einem Teig mantscht und dann in der Pfanne zu einer Art Brot backen kann. Gegen Abend setzte leichter Regen ein und wir waren ganz froh ein festes Dach über dem Kopf zu haben.

Am Morgen hatte sich das Wetter gebessert und wir bauten das Camp ab, verstauten alles im Boot und setzen unsere Fahrt fort. Der Flusswar zu Beginn der Route meist ca. 10-20 m breit, hatte jedoch leider keine Strömung, sodass wir nur durch fleißiges Paddeln vorwärts kamen. Mittags legten wir an einem sehr schönen Platz am Einlauf eines Sees an und holten erneut die Angeln heraus. Und dieses mal mit Erfolg. Wir fischten einige Zeit am Ufer entlang und plötzlich hatten wir den ersten Barsch am Haken. Kurz darauf biss ein zweiter und dann ging es sehr schnell.

Frischer Fisch vom Grill...

Nach etwa einer Stunde hatten wir 7 Fischegefangen, darunter ein Prachtexemplar von Martin. Wir sammelten Holz und machten ein Lagerfeuer und bereiteten unseren Fang zu. Nach diesem köstlichen Mittagessen setzten wir die Fahrt fort bis wir abends eine Insel am Anfang eines weiteren Sees erreichten. Dort schlugen wir unser Lager auf, machten Feuer und vertrieben uns die Zeit mit Angeln und Fotografieren. Am Abend begann es wieder leicht zu regnen, was uns zunächst jedoch nicht weiter störte. Am nächsten Morgen standen wir dann aber buchstäblich im Regen. Zum einen regnete es weiterhin und der Wind hatte der Plane über Nacht zugesetzt und alles, was wir zum Trocknen aufgehängt hatten, war nun richtig nass geworden. Wir beschlossen also trotz Regen aufzubrechen und nach Möglichkeit eines dieser festen Camps anzusteuern um unsere Sachen wieder trocken zu bekommen. Unterwegs „sammelten“ wir an einem Haus noch etwas trockenes Feuerholz. Durch die Nässe war es auch empfindlich kühl geworden und wir waren froh, als wir mittags das nächste Camp erreichten. Dort spannten wir wieder die Plane und begannen ein großes Feuer zu machen um alles wieder trocken zu bekommen. So verbrachten wir den Rest des Tages an der wärmenden Glut, tranken Grog und ließen uns richtig einräuchern.

Am nächsten Morgen regnete es leider immer noch leicht, doch wir beschlossen mit wieder trockenen Sachen weiterzufahren, da wir im Verlauf des Vormittags noch Hällefors erreichen wollten. Dort wollten wir in die Stadt laufen, etwas einkaufen und uns nach dem Wetterbericht erkundigen. Dieser war Gott sei Dank vielversprechend und sagte bereits für den weiteren Tagesverlauf Besserung und eine stabile Wetterlage voraus. Und tatsächlich hörte es am Nachmittag auf zu regnen und mit der Sonne kam auch die Wärme zurück. Am Abend erreichten wir einen weiteren großen See mit einem riesigen Sandstrand, wo wir unser Nachtlager aufschlugen.

Zum Abendessen hatten sich Flo und Martin jeweils ein 1 kg schweres und fast tennisschlägergroßes Steak mitgenommen, das sie voller Vorfreude grillten. Am nächsten Morgen ließen wir es etwas gemütlicher angehen und genossen die Sonne an unserem Sandstrand in vollen Zügen.

Dann brachen wir auf, überquerten den Seeund besichtigten Grythyttan, ein kleines, typisches schwedisches Städtchen mit seinen gelben, roten und hellblauen Holzhäusern. Dort erkundigten wir uns auch gleich nach einer Möglichkeit das am Freitag stattfindende Viertelfinale Deutschland – Argentinien anzuschauen. Doch schnell wurde klar, dass die Schweden mit ihrem Ausscheiden das Interesse an dieser WM weitgehend verloren hatten. Daraufhin telefonierten wir mit unserem Kontaktmann, der uns einen von einem Deutschen geführten Campingplatz direkt an unserer Route empfahl. Er erkundigte sich sogar extra beim Betreiber und sagte, wir könnten dort das Spiel anschauen. Wir paddelten weiter und erreichten am Abend den mit Abstand schönsten aller unserer Lagerplätze. In der Mitte eines großen Sees lag eine Insel.

Schöner Zeltplatz mit Sonnenuntergang...

Auf der Abendsonnenseite fanden wir einen traumhaften Platz. Ein paar große Felsen direkt am Wasser, wo wir die Feuerstelle einrichteten, ein lichter Wald mit weichem Boden für das Zelt direkt dahinter, einfach ein perfektes Fleckchen. Dort ließen wir es uns gut gehen und erlebten am Lagerfeuer den schönsten Sonnenuntergang der Woche.

Der schönste Sonnenuntergang unseres Kanutrips

Fussball WM ganz exklusiv...

Am Freitag fuhren wir gemütlich weiter und legten etwa eine halbe Stunde vor Spielbeginn an besagtem Campingplatz an. Dort trafen wir den Betreiber und unterbreiteten ihm unser Anliegen. Darauf fragte er in seinem Kölner Akzent: „übernachten wollt ihr ja nit, oder?“ Wir sagten, dass wir nach dem Spiel gerne noch etwas weiter fahren wollten, um am die Strecke zu schaffen. Darauf zuckte er mit den Achseln und meinte nur: „isch muss de Raum exklusiv halten für de Campinggäste!“ Sprachlos sahen wir einander an. Der einzige Fernseher weit und breit, dazu auf einem deutschen Campingplatz, wir hatte alles im Vorfeld geklärt und jetzt wollte der Typ uns das Spiel nicht anschauen lassen. Wahnsinn! Doch wir hatten überhaupt keine Lust mehr uns mit ihm auf irgend einen Deal einzulassen und beschlossen quer über die Halbinsel ins ca. 3 km entfernte Hällefors zu laufen um dort eine Fernsehgelegenheit aufzutreiben. In den ersten beiden Restaurants hatten wir Pech und so gingen wir weiter zu dem Ort, an dem wir bereits das Schwedenspiel hatte sehen können.

Dort gab es zwar keine Großleinwand mehr, doch wir wurden in ein Konferenzzimmer geführt und durften dort „exklusiv“ das nervenaufreibende Spiel verfolgen. Bei bester Lauen wanderten wir anschließend zu unserem Kanu zurück und paddelten noch ca. 1 Std. bevor wir wieder auf einer sehr kleinen Inselunser letztes wildes Lager aufschlugen.

Am nächsten Tag herrschte sein starker Wind, zum Glück in unserer Reiserichtung. Wir spannten zwischen zwei Paddeln ein Segel auf und ließen uns gemütlich über den großen See treiben. Gegen Mittag erreichten wir eine Landzunge wo wir nochmals eine ausgiebige Pause einlegten.

Zurück nach Bergslagsgarden...

Danach ging es zunächst vom Wind getrieben, später wieder mit Muskelkraft weiter in Richtung Bergslagsgarden, das wir am frühen Abend erreichten. Dort schlugen wir das letzte Lager auf und verbrachten den Abend mit Angeln. Am nächsten Abend wurden wir früh abgeholt, gaben die Ausrüstung zurück und machten uns auf den Weg in Richtung Stockholm und später zurück nach Deutschland.

Neben zahlreichen Fotos nahmen wir ein unwahrscheinlich tolles Abendteuer mit nach Hause. Wir hatten eine ereignisreiche und dabei unglaublich entspannende Woche erleben dürfen, bei meist sehr gutem Wetter, in absoluter Ruhe und in einer Gegend, die uns alle fasziniert hat. Und bereits auf dem Heimweg machten wir Pläne für eine Kanutour im kommenden Jahr.

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Datum:
24.06.2006 bis 02.07.2006

Location:
Hällefors, Schweden

Land:
Schweden

Kategorien:
Kanu

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